Rosstrappe im goldenen Herbst
26.10.2015
Da
oben
war
ich
schon
einmal
als
Kind.
Es
könnte
in
meinem
zehnten
Lebensjahr
gewesen
sein.
Ganz
so
genau
weiß
ich
das
nicht
mehr.
Nur,
dass
ich
schon
einmal
dort
oben
war,
ist
in
meiner
Erinnerung
haften
geblieben.
Viele
Jahre
später
dann,
Mitte
Februar
dieses
Jahres,
hatte
der
Weg
zur
Roßtrappe,
weil
kein
Schnee
mehr
lag
und
die
Sonne
schien,
einen
eigenartig
düster-schönen
Reiz.
Davon
hatten
wir
als
Neu-Harzer
vorher
keine
Ahnung,
waren
aber
begeistert,
zumal
man
an
solchen
Wochentagen,
an
denen
die
Natur
noch
schamhaft
kahle
Flecken
zu
verbergen
sucht,
kaum
jemandem
begegnet.
Man
kann
diese
erhabene
Schönheit
des
Wanderns
bis
ganz
nach
vorn
in
aller
Ruhe
genießen,
muss
sich
nicht
von
dem
Menschstrom
mitreißen
lassen
oder
ihm
aus
dem
Wege
gehen.
Damals,
vor
sieben
Monaten,
hatten
wir
uns
vorgenommen,
diesen
Pfad
am
Abgrund
entlang,
im
Herbst
noch
einmal
zu
wandern.
Die
Vorstellung,
die
Natur
hier
in
bunt, statt nackt zu erleben, war einfach zu verlockend, als dass man so eine Idee wieder vergessen könnte.
Es
ist
dennoch
schwierig,
den
geeigneten
Zeitpunkt
zu
finden.
Beruf,
Pflichten
und
Wetter
schaffen
es
oft,
den
Absprung
aus
dem
Alltag
zu
verpassen.
Inzwischen
fallen
die
Blätter
von
den
Bäumen,
bilden
am
Boden
einen
bunten
Teppich
und
die
ersten
Bäume
recken
schon
ihre
kahlen
Arme
in
den
Himmel.
Die
Parole
hätte
heißen
können:
Jetzt
oder
erst
in
einem
Jahr.
Noch ein weiteres Jahr wollten wir nicht warten.
An
diesem
Tag
liegt
Hochnebel
in
der
Luft,
aber
die
Sonne
versucht
hartnäckig,
den
Schleier
zu
lüften.
Der
Verzicht
auf
einen
Nachmittagskaffee
fällt
uns
leicht
und
schon
rollt
die
„Schüttel“,
vorbei
an
den
kahlen
Feldern,
über
die
vierspurige
Bundesstraße
drüber
hinweg,
nach
Westerhausen
in
Richtung
Thale.
Vor
uns
die
Bergkette
des
Harz,
aus
der
sich
die
Schlucht
des
Bodetals
herausschält.
Hoch
oben
hängt
ein
dichter
Wolkenschleier,
der
gegen
die
Nachmittagssonne
drückt.
Statt
bis
zum
Lift
zu
fahren
und
gemächlich,
die
Natur
betrachtend,
dort
hinauf
zu
gleiten,
entschließen
wir
uns,
auf
den
Parkplatz der Roßtrappe, mit der „Schüttel“ und Vollgas, hinauf zu stürmen – Speed-Eroberung quasi.
Das
alte
holprige
Straßenband
windet
sich,
gleich
hinter
dem
Ortausgang
von
Thale
und
einer
Kurve,
in
die
Berge
hinein.
Durch
enge
Serpentinen
geht
es
ziemlich
steil
nach
oben.
Im
dritten
Gang
rattert
die
„Schüttel“
an
einer
gelb-roten
Blätterwand
entlang,
die
nach
oben
hin
immer
schmaler
zu
werden
scheint.
Dann
die
nächste
Kurve,
noch
eine
und
wieder
habe
ich
ein
schmales
Straßenband
vor
dem
Kühler.
Dann
endlich
der
Hinweis
auf
das
Berghotel
„Rosstrappe“.
Der
zehn
Jahre
alte
Motor
kann
nun
auf
dem
Parkplatz
verschnaufen.
Vier
Menschen-
und
vier
Hundebeine
machen
sich
daran,
ein
zweites Mal den Stolperweg bis zum Felsabbruch unter ihre Füße und Pfoten zu nehmen.
Diesmal
tauchen
die
Augen
in
eine
bunte
Blätterwelt
ein,
die
sich
links
nach
unten
und
rechts
in
die
Höhe,
auftut.
Ein
sattes
Gelb
löst
langsam
das
matte
Grün
ab.
Zwischen
hellem
Braun
und
tieferoten
Tupfern
recken
sich
fast
schwarz
wirkende
dünne
Baumstämme
gen
Himmel.
Wieder
einmal
staune
ich,
wie
vielfältig
die
Farbenpracht
in
der
herbstlichen
Natur
im
Sonnenlicht
erstrahlt
und
manchmal
auch
schon
den
Blick
über
das
Tal
auf
den
gegenüber
liegenden
Hexentanzplatz
frei
gibt.
Links
von
mir
bricht
der
Berg
steil
nach
unten
ab.
So
steil,
dass
einige
Bäume
irgendwann
ihr
eigenes
Gewicht
wohl
nicht
halten
konnten
und
nun
zum
Verrotten
am
steilen
Hang
liegen
oder
auf
halber
Höhe
in
den
Ästen
der
gesunden
Bäume stecken geblieben sind. Dies hier ist geschützte unberührte Natur und es sieht einfach nur majestätisch schön aus.
Zehn
Minuten
später
sind
wir
auf
dem
Felsgrat.
Links
und
rechts
geht
es
steil
abwärts.
Ein
traumhaft
wunderschöner
Blick
auf
das
Tal
der
Bode,
die
sich
unten
durch
die
enge
Schlucht
schlängelt,
zeigt
die
üppige
Pracht,
von
der
die
Natur
an
diesem
Ort
verschwenderisch
viel
verteilt
hat.
Da
stehe
ich
vorn
am
Geländer
und
sauge
mit
beiden
Augen,
und
dem
Objektiv
der
Kamera,
den
göttlichen
Anblick
auf,
der
sich
vor
mir
auftut.
Ich
bin,
wieder
einmal,
überwältigt
und
stelle
mir
vor,
wie
ein
Adler
fliegen
zu
können.
Jetzt
meine
Schwingen
ausbreiten
und
lautlos
gleitend,
von
ganz
oben
das
bunte
Blätterdach,
aus
dem
unten
die
Bode
herausblitzt,
betrachten
zu
können.
Was
für
eine
faszinierende
Vorstellung!
Ich
wohne
jetzt
seit
einem
Jahr
hier
„um
die
Ecke“,
aber
diesen
Naturreichtum
wie
selbstverständlich
als
„meine“
Heimat
zu
betrachten,
das
fällt
mir
immer
noch
schwer.
Für
mich
ist
es
etwas
Besonderes
und
ein
Geschenk,
hier
stehen
zu
dürfen,
wann immer mir danach sein sollte.
Wer
bis
vor
zum
Ausguck
möchte,
muss
jetzt
über
Stein,
Felsvorsprünge
und
Stufen
steigen.
Der
Weg
schlängelt
sich
zwischen
Granitvorsprüngen,
Felshügeln
und
Bäumen
auf
einem
Grat
von
nur
einigen
Metern
Breite
weiter.
Halt
kann
man
am
Geländer
finden,
das
den
Weg
säumt
oder
vor
einem
Schritt
zu
viel
schützt.
Auch
der
legendäre
Abdruck
im
Fels,
der
einem
übergroßen
Abdruck
eines
Pferdehufes
ähnlich
sieht,
ist
mit
einem
Geländer
gesichert.
Vor
sieben
Monaten
hatte
unsere
Lily
durstig
daraus
getrunken,
heute
ginge
das
nicht
und
die
kleine
Hundedame
ist
außerdem
viel
zu
aufgeregt.
Warum,
das
weiß
sie
nur
selbst.
Sie
läuft
unruhig
hin
und
her,
schnüffelt
überall
herum
und
möchte
am
liebsten
wieder
von
hier weg.
Inzwischen
kommt
vom
Hexentanzplatz
gegenüber
grauer
Nebeldunst
auf
und
überzieht
langsam
die
Berghänge
mit
einem
Schleier.
Allmählich
verschwindet
die
Gaststätte
vom
Hexentanzplatz
im
Dunst,
während
die
Bäume
und
Felsen
am
Hang
darunter
noch
zu
erkennen
sind.
Die
Gondeln
der
Seilbahn
tauchen
in
die
Wolken
ein
und
werden
unsichtbar.
Bei
solchen
Szenarien
sind
wahrscheinlich
einst
die
vielen
Mythen
und
Sagen
entstanden,
die
wir
alle
aus
dem
Harz
kennen.
In
wenigen
Tagen
schon
ist
wieder
Halloween
und
vielleicht
üben
die
Hexen
im
abendlichen
Dunst
des
heutigen
Tages
schon
ihre
wilden
Tänze
oder
reiten
im
Schutz
der
Unsichtbarkeit
auf
ihren
Besen
umher.
Mit
ein
wenig
Fantasie
kann
man
sich
das
gut
vorstellen.
Wir
stehen
mit
einigen
anderen
auf
der
Spitze
vom
Granitfels,
der
gut
vierhundert
Meter
in
die
Höhe
ragt.
In
den
letzten
Strahlen
der
Nachmittagssonne
glänzt
die
Natur
überall
in
allen
Farbnuancen,
die
der
Herbst
zu
bieten
hat.
Das
Licht
bricht
sich
an
den
Felskanten
und
lässt
wildromantische
Konturen
entstehen,
die
so
manchen
Maler
inspiriert
haben
mögen,
sie
mit
Pinsel
oder
Stift
festzuhalten.
Eine
Kopfbewegung
genügt,
um
ein
völlig
neues
Motiv
zu
entdecken,
das
sich
als
Strauch
oder
Bäumchen
an
den
steilen
Hang
drückt
und
meine
Neugier
weckt.
Es
ist
ein
stilles
Staunen,
das
mich
überkommt
und
der
Wunsch,
die
Natur
möge
gnädig
sein
mit
uns
Erdlingen
und
wir
mögen
endlich
begreifen,
dies
alles
ist
uns
nur
für
ein
kurzes
Menschenleben
geliehen.
Es
liegt
an
uns,
diese
Gaben
an
unsere
Kinder
und
Enkel
in
voller
Pracht
und
Schönheit
zu
übergeben.
Anderenfalls
wird
uns
nicht
Gott,
sondern
die
Gier
nach
Wachstum
und
Macht
mit
unserem
eigenen
Unvermögen
zu
leben
bestrafen.
Den
Granitfels,
auf
dem
ich
gerade
stehe,
wird
das
nicht
erschüttern.
Unser
System
aber
wohl!
Die
uns
auf
dem
Rückweg
entgegen
Kommenden,
werden
vom
Aussichtsfelsen
wohl
nur
noch
Sicht
in
das
Tal
haben.
Zu
schnell
zieht
der
graue
Schleier
hinter
uns
die
Vorhänge
des
Tanzplatzes
gegenüber
zu.
Für
heute
ist
Ende
der
Vorstellung
und
die
Natur
ringsum
beginnt
schon,
für
heute
die
Farben
in
ein
Grau
zu
verwandeln,
das
sich,
von
oben
kommend,
nun
sacht
über
die
weichen
Hügelketten
legen
wird.
Im
Rückspiegel
sieht
es
später
so
aus,
als
zöge
sich
jemand
eine
dicke
Bettdecke
über
den
Kopf,
um
endlich
einschlafen
zu
können.
Dieses
Bild
wird
auch
mich
in
den
Schlaf
begleiten,
um
im
Traum,
mitsamt
allen
Hexen
über
dem
Tal,
wieder
lebendig
zu
werden.
Morgens
hoffe
ich
meist,
dafür
noch
die
rechten
Worte
zu
finden,
die
beim
Kaffee
entstehen
sollen.
Vielleicht
lesen
ja
auch
meine
eigenen
Enkel
eines
Tages
diese
Zeilen
und verstehen, was ich ihnen, aus der Vergangenheit für ihre Zukunft, sagen möchte.
Ich bin der RockRentner im Harz
und berichte hier von meinen Entdeckungen, Wanderungen, Erlebnissen und Begegnungen im Harz.