Lebensgefühl Rockmusik HH aus EE
Ich bin der RockRentner im Harz
und berichte hier von meinen Wanderungen, zufälligen Begegnungen und Entdeckungen im Harz.
Eckerlochstieg, Ahrensklint & Schierker Feuerstein 14.08.2023 Im heißen August des Jahres 2015 waren wir mit Lily in Schierke unterwegs. Einen Weg zum Brocken wollten wir erkunden. Der Aufstieg aus dem Ort über die alte Bob- und Rodelbahn zum Parallelweg an der Bahnstrecke war schweißtreibend. Am frühen Nachmittag wanderten wir zu dritt zum Bahnhof von Schierke zurück, wo wir Bekanntschaft mit Ursel, dem Bahnhofsfuchs, machen durften ( HIER ). Wir liefen an dichten Fichtenwälder entlang, die Schierke, den Wurmberg und die Berge verdeckten. Seither waren wir nie wieder dort. Doch in den ersten Augusttagen und beim Wandern zur Leistenklippe reifte in mir die Idee, vom Bahnhof Schierke, entlang der Bahnstrecke, bis zum Einstieg ins Eckerloch zu wandern, um den Stempel Nr. 11 zu holen. Zurück die gleiche Strecke, inklusive einem „kleinen“ Abstecher bis zum Ahrensklint. Dort wartet Stempel Nr. 13 darauf, eingetragen zu werden. Kurz vor 10.00 Uhr rollen wir auf den Parkplatz vom Bahnhof Schierke, Operation Eckerlochstempel kann beginnen. Es läuft sich gut auf dem Schotterweg. Rechts der Berg, links die Schienen. Weit darunter die Häuser des Kurortes. Sie wirken verlassen im großen leeren Tal mit den kahlen Hängen am Wurmberg. Schön ist das nicht, aber für die Ewigkeit auch nicht. Ich erfreue mich beim Wandern an diesem Panorama einerseits, das bis zur Achtermannshöhe reicht, sowie an den viele Details links und rechts des Weges, andererseits. Nur ein paar Leute sind mit uns aufgebrochen. Die meisten wollen wohl zum Brocken. Bis zum Eckerlochstieg liegen mehr als fünf Kilometer entlang der Bahn vor uns. Zurück ebenso. Man muss schon blind sein, um das Wachsen und Blühen ringsum zu ignorieren. Neben Steinen und Baumstümpfen wuchern Pflanzen, Blumen und junge Bäume zwängen sich ans Licht. Wer langsamer geht, entdeckt immer wieder, wie sich die Natur hier oben verändert. Wir werden vom Schnaufen der Brockenbahn abgelenkt, die uns überholt, um das Brockenplateau mit Wanderern zu versorgen. Man kann ihr lange hinterher schauen und sie sogar, Minuten später am anderen Berghang, beim Klettern entdecken. Wir folgen den Gleisen und ich erinnere mich, wie es war, hier mit Lily zu gehen. Sie trank vom kühlen Nass, das vom Berghang plätscherte. Das Bächlein fließt immer noch neben uns her sowie weiter ins Tal hinab. Nach einer Dreiviertelstunde ist die Kreuzung mit der Schutzhütte erreicht. Hier stoßen Wanderer über die alte Bobbahn, aus Schierke kommend, zu uns. Als die Brockenbahn die Stelle quert, winken ihr alle zu. Wir kommen mit einem der Ranger ins Gespräch, der in der Hütte eine Pause macht und erfahren Wissenswertes über Flora und Fauna, aber auch, dass heute Nachmittag Gewitter erwartet wird. Wir treffen in der Hütte auf eine Frau Mitte vierzig. Die hat Krebs und lebt mit künstlichem Darmausgang, weiß aber nicht, wie lange noch. Sie möchte noch etwas Lebenszeit genießen und will unbedingt auf den Bocken. Dagegen sind meine kleinen Problemchen winzig. Wir wünschen ihr noch viele schöne, intensive Erlebnisse. Dann folgen wir den anderen. Bald darauf überqueren wir die Brockenstraße, die sich zum Brocken hinauf windet. Nur ein einsamer Wanderer müht sich auf dem glühenden Asphalt aufwärts. Da ist mir das entspannte Wandern entlang der Gleise viel lieber. Die erstrecken sich jetzt schnurgerade bis zu einer engen Kurve weit vorn. Dort überquert der Eckerlochstieg die Bahnlinie, um danach steil und steinig auf den Berg zu führen. Da irgendwo muss die Stempelstelle Nr. 11 zu finden sein. Als von hinten die Brockenbahn angeschnauft kommt und in diese enge Kurve einbiegt, gelingt mir sogar ein fehlerfreies Video. Genau hier gelang mir das schon einmal, allerdings aus dem fahrenden Zug heraus und mit grünen gesunden Bäumen entlang der Strecke. Heute kann man die Kurve von oben gut einsehen. Der Blick zurück auf Schierke und die Ebene dahinter lässt mich staunen. Das wäre vor Jahren nicht möglich gewesen. Inzwischen gehe ich als Vorhut, gelöst von Evi, voraus. Sie macht Pause und genießt das Panorama, während ich endlich zum Stempelkasten will, von dem ich nicht weiß, wo er versteckt auf mich wartet. Von hier oben kann ich sehen, wie Wanderer, kleinen Ameisen gleich, auf dem Eckerlochstieg hinauf und über die Schienen steigen. Versteckt zwischen Bäumen und Büschen, oberhalb der Kurve, wartet ein Rastplatz auf jeden Wanderer. Als auch ich ihn betrete, entdecke ich eine kleine Schutzhütte und daneben den Stempelkasten. Hurra, gefunden! Ich muss heute nicht einmal ins Eckerloch aufsteigen. Es ist tatsächlich exakt Punkt Zwölf, genau wie an der Leistenklippe vor einigen Tagen, als ich dessen Stempel in mein Wanderheft drücke. Ich bin geschafft, aber glücklich, hierher gelangt zu sein. Wenige Minuten später ist auch Evi hier – große Pause. Zur Mittagsstunde erreichen erstaunlich viele Wanderer, aus Schierke kommend, diesen Ort. Viele von ihnen wandern gleich durch. Sie nehmen jetzt den steilen und naturbelassenen Pfad bis zu Brockenstrasse, den Eckerlochstieg. Wer den nicht kennt, wird sich in der Mittagshitze quälen müssen, denn solche Steilanstiege über Fels und Stein, Wurzeln und Wasser, haben es in sich. Andere wiederum legen eine Rast ein oder freuen sich über den neuen Stempel im Heft. Irgendwann werde ich diese Route noch einmal wandern, dann aber weiter bis zum Brocken gehen. Ein Mal möchte ich das auch erleben, doch heute habe ich keine Lust, über riesige Steine und Wurzeln zu klettern. Wir genießen noch eine Weile diesen Rastplatz im Eckerlochstieg, beobachten das Kommen, Gehen und die Brockenbahn, ehe wir uns auf den Rückweg zum Bahnhof Schierke machen. Wieder entdecke ich unscheinbare Details am Wegerand. Wieder werden wir von der zurückkehrenden Brockenbahn überholt und wieder staune ich über die Weitsicht. Mir begegnet eine Wandergruppe, die englisch spricht. Als ich grüße, komme ich mit den Irländern ins Gespräch und staune, wie viele Dinge uns gleich wichtig sind. Mit denen hätte ich noch länger quasseln wollen, doch wir haben verschiedene Ziele. Wieder gelangen wir zur Schutzhütte an der alten Bobbahn und letztlich zu einem Rastplatz kurz vor dem Bahnhof. Hier führt ein schmaler Trampelpfad in den Hang. Der bringt mich zum Ahrensklint, da möchte ich noch hin. Also trennen wir uns. Hätte ich mich nur vorher ausführlich informiert! Was nämlich vom Weg wie eine kleine Steigung anmutet, entwickelt sich schon nach wenigen Schritten zu einem sehr steilen Anstieg über Steine, Wurzeln und durch kniehohe Sträucher. Umgestürzte Bäume neigen sich über den Pfad und hinter jeder Biegung wird es noch steiler und jeder Schritt fällt mir schwer. Ich schnaufe, aber quäle mich bis zu einem Querweg. Auf einem Wegweiser steht Schierker Feuerstein. Der Weg wird mich später zum Bahnhof bringen. Doch ich muss weiter steigen. Ein Paar kommt mir entgegen. Es sind Dänen und die meinen, es wären nur noch dreihundert Meter - nur noch!. Also quäle ich mich weiter über Steine und Wurzeln, betrete eine Lichtung und sehe ganz oben eine weitere. Als ich endlich ankomme, leuchtet ein grüner Kasten. Doch wo ist der Ahrensklint? Als ich mich umdrehe, entdecke ich den Granitfelsen versteckt hinter ein paar Bäumen. Ich bin erschöpft, aber glücklich. Mit zitternden Knien drücke ich den Stempel Nr. 13 ins Heft. Da hätte ich auch ins Eckerloch steigen können! Dies hier ist auch nicht sehr viel anders. Dieser Gesteinsbrocken steht immerhin auf 822 Meter. Abends werde ich lesen, das waren 125 Höhenmeter auf 800 Meter Länge in zwanzig Minuten. Ziemlich bekloppt am Ende einer langen Wanderung, diesen „Adlerfelsen“, so die Übertragung ins Heute, zu ersteigen, aber es hat sich gelohnt und ich habe mich überwunden. Wieder einmal. Ich besteige den Granitklumpen über eine sperrige Leiter und werde mit einem magischen Blick über Schierke und hinaus belohnt. Das ganze Panorama breitet sich vor meinen Augen aus, einschließlich der kahlen Stellen auf den Berghängen gegenüber. „Da hilft kein Jammern“, klingt es in meinen Ohren und denke an Engerlinge. Aus der Ferne erreicht mich leises Gewittergrollen. Absteigen ist das Gebot. Wieder halbe Strecke abwärts über die Lichtung, durch das Heidegestrüpp und Granitsteine, bis zum Feuersteinweg. Einen knappen Kilometer laufe ich auf spitzen Steinen durch eine tote Waldlandschaft. Hinter einer verwaisten Skihütte, biege ich nach rechts auf einen weiteren steinigen Trampelpfad zum Schierker Feuerstein ab. Das Gewittergrollen kommt näher und der große sowie kleine Feuerstein in Sicht. Beide schimmern zischen den Bäumen hindurch, ehe ich sie endlich frei stehend und in all ihrer majestätischen Pracht bewundern kann. Hinter den aufragenden Felsen zeichnen sich die Konturen von Gewitterwolken ab. Was für ein Bild! Ich schlage mich noch durch ein kleines Wäldchen niedriger Birken und stehe endlich wieder auf der Piste, direkt hinter dem Bahnhof Schierke. Über dem färbt sich der Himmel drohend dunkelblau und ich „krieche“ vorsichtig zum Parkplatz. Zwölf Kilometer habe ich in den Beinen und locker zwei Mal zweihundert Höhenmeter dazu. Nach sechs Stunden bin ich platt, habe jede Menge Rücken, aber bin glücklich wie ein Lausebub, der sein Waldabenteuer hinter sich hat. Nur Ursel ist mir diesmal leider nicht begegnet und ja, das Lesen dieser Zeilen ist leichter, als selbst zu wandern. Freunde lade ich ein, mit mir diese Strecke gemeinsam zu gehen und wer mag, auch bis zum Brocken. Nur Mut, wir quälen uns dann gemeinsam.