Lebensgefühl Rockmusik HH aus EE
Ich bin der RockRentner im Harz
und berichte hier von meinen Wanderungen, zufälligen Begegnungen und Entdeckungen im Harz.
Elversstein und Steinbergkopf bei Hasserode 11.04.2024 Mir ist nach Bewegung an frischer Luft, nach Aufstieg und Aussicht. Diesmal allerdings nicht schon wieder eine Tagestour von sechs Stunden und mehr wie im Sandtal. Eine kürzere Wanderung sollte es werden. Die Karte verrät mir den Weg zum Elversstein nahe Hasserode. Auf der Fahrt dorthin gelingt es mir endlich, in Hasserode eine freie Parklücke für ein Brockenfoto zu finden. Diesen Moment, wenn der Brocken über der Friedrichstrasse steht, wollte ich schon immer mal einfangen. Selbst die Polizei meint es gut mit mir und lässt mich gewähren. Minuten später ist das Gefährt in der Trift abgestellt und das Foto „im Kasten“. Es sind nur etwas mehr als zwei Kilometer Wanderstrecke zum Elversstein, aber 160 Meter zu steigen. Das scheint nicht schlimm, ist aber recht schnell deutlich spürbar. Die enge Strasse wird schon bald zu einem Trampelpfad, der sich durch Laubwald aufwärts windet. Vorbei an aufblühenden Sträuchern, an knorrigen Baumresten und kantigen Steinvorsprüngen gewinnt man allmählich Höhe. Ab und zu blickt das Brockenplateau durch das Geäst und an einer besonders geeigneten Stelle wird auch der Blick auf das Tal frei. Wieder einmal erfreue ich mich an einer besonderen Sicht auf die umliegenden Berge und die Höhenzüge. Diese Aussicht, und weitere, teile ich mit einem Paar, das im Harz Urlaub genießt. Auf diese Weise komme ich zu einem Erinnerungsfoto und etwas später zu einem weiteren. Handymuffel, wie ich einer bin, gelingt ein Selfie nicht ganz allein. Ich brauche Hilfe. Der Trampelpfad schlängelt sich, eng an den steilen Hang geschmiegt, weiter aufwärts. Stellenweise ekelhaft steinig, aber das werde ich erst abwärts zu spüren bekommen. Eine Konstruktion aus Bohlen führt mich an einem Felsvorsprung vorbei, unter dem der Hang senkrecht abfällt. Dahinter kann man wieder den Brocken aus anderer Perspektive bewundern, während unten im Tal die Brockenbahn laut schnaufend nach Drei Annen Hohne stampft. Ein wundervoller Anblick, der allerdings nur per pedes zu erhaschen ist. Gut so, denke ich grinsend, und die Harzquerbahn im Drängetal rattert weiter über die Schienen und durch den Thumkuhlental-Tunnel. An einer Bank vor dem Abzweig zum Steinbergkopf lasse ich einen meiner Harzsteine gut sichtbar zurück. Er möge gefunden werden und ein glückliches Lächeln in ein Gesicht zaubern. Jetzt sind es nur noch wenige Meter bis zum Gipfel, 478 Meter über dem Meeresspiegel wacht einsam ein großer Baum neben einer Sitzgruppe aus Holz. Geschafft! Zur Mittagsstunde staunen wir zu dritt über den herrlichen Blick auf die Berge und den Brocken, der sich über alle erhebt. Die Sonne ist inzwischen verschwunden, ein Wolkenzelt spannt sich über dieses beeindruckende Panorama. Von hier aus kann ich gut erkennen, wo ich schon überall wandernd und schwitzend die Berge entdeckt habe: die Leistenklippe ( HIER ) ist zu sehen, darunter die Dreikäseklippe ( HIER ) und noch weiter drunter sogar der Ottofelsen ( HIER ). Mit all diesen und anderen Orten verbinde ich viele schöne Erlebnisse und Erinnerungen. Und stets ist auch eine kleine Hundelady in meinem Hinterkopf dabei. Meinen Wanderbegleitern durfte ich auch die Geschichte des Teddys, der mit Lily-Augen am Rucksack über mich wacht, erzählen. Es ist schön hier oben, aber ohne Sonne und im Wind etwas unangenehm zum Verweilen. Also weiter. Wir verlassen diesen wild-romantischen Ort, um zum Elversstein weiter dem steinigen Trampelpfad zu folgen. In einer Biegung ist im felsigen Gestein einer Höhle zu sehen. Die liegt so tief, dass ich keinen Blick hinein riskieren kann; ich habe Rücken! Vielleicht verbergen sich hier Sagengestalten, flüstert mir der aufkommende Wind zu. Also hinterlasse ich hier (zum Schutz) einen weiteren Harzstein, auf den ich eine Fledermaus gepinselt hatte. Vielleicht findet ihn auch bald jemand, der sich darüber freut. An einem Gitter endet der Trampelpfad, obwohl Herr Google etwas anderes vorhersagte. Dafür lädt eine verdammt steile Steintreppe nur wenige Meter zum ersehnten Aufstieg. Dann stehen wir alle drei auf einem kleinen Plateau mit Holzbank und Stempelkasten: der Elversstein (auf 499 Meter über NN) ist erreicht. Der ist dem ersten Landrat namens Elvers des preußischen Kreises Wernigerode gewidmet. Zeit für eine Pause mit Fernsicht auf den Brocken. Die beiden Urlaubswanderer verabschieden sich wieder, um einem Rundweg zu folgen. Den Stempel Nr. 26 drücke ich in mein Wanderheft und ein Harzstein von mir legt sich im Stempelkasten auf die Lauer. Für eine Weile genieße ich den einmalig schönen Blick zum Brocken noch allein, ehe der Rückweg ansteht. Doch die Neugier treibt mich den steilen Pfad hinter der Stempelstelle hinauf. Laut Google sollte das gar nicht möglich sein, also schaue ich nach. Oben angekommen, stehe ich auf einer Weggabelung und ein Holzzeichen weist mir den Weg zurück nach Hasserode. Dem folge ich, um alsbald zu merken, dass ein Hang meine Schritte ausbremst. Ein schöner Blick auf Wernigerode entschädigt mich für den Abstecher ins Ungewisse. Wieder zurück zu einem kaum erkennbaren kleinen Trampelpfad, der mich noch einmal zum Steinbergkopf führt. Genau zur rechten Zeit, um noch einmal die Brockenbahn, einer Spielzeugeisenbahn gleich, auf ihrer Reise durch das lang gezogene Tal zu bewundern. Einen letzten Harzstein des heutigen Tages „verstecke“ ich an der Sitzgruppe. Der sollte gut zu finden sein. Nach drei Stunden mache ich mich auf den Rückweg runter nach Hasserode. Der Trampelpfad, der sich aufwärts gut wandern ließ, wird Berg runter zur Ruckelpiste. Plötzlich haben all die vielen Steine, Brocken und Wurzeln eine große Bedeutung für meine Beine und damit für Becken und Rücken. Meter um Meter und gemächlich steige ich abwärts, folge dem Pfad, der mich auf den Berg brachte, zurück ins Tal. Das dauert gerade mal eine halbe Stunde. Mein Gefährt wartet schon auf mich. Es beginnt zu regnen, aber ich blicke auf drei ereignisreiche und kurzweilige Wanderstunden zurück. Was für ein schönes Geschenk, das Älterwerden in der Natur der Harzberge gestalten und ausleben zu dürfen!