Lebensgefühl Rockmusik HH aus EE
Ich bin der RockRentner im Harz
und berichte hier von meinen Wanderungen, zufälligen Begegnungen und Entdeckungen im Harz.
Aufstieg zum Anhaltinischen Saalstein 05.09.2021 Wenn ich wandere, stehe ich nicht unter Zeitdruck. Das Erleben der Natur ist mein Ziel, den ganzen Weg entlang und manchmal entdecke ich dabei Hinweise auf weitere, mir unbekannte Flecken, die zu erkunden ich auf später verschiebe. Als ich zum Preußenturm aufstieg, war auf einem Wegweiser an einer Kreuzung „Anhaltinischer Saalstein“ zu lesen. Meine Neugier zu stillen, war an diesem Tag nicht mehr möglich, da der Preußenturm unser Ziel und die Richtung eine andere war. Heute lockt mich die Sonne wieder verführerisch hinaus ins Freie, Bad Suderode entgegen. Hinter dem Ort, am Waldrand, gibt es einen Parkplatz, der zum Restaurant „Felsenkeller“ gehört. Gasthaus und ein See sind idyllisch gelegen und locken zu dieser frühen Nachmittagsstunde mit Kaffee und Kuchen. Nichts für mich und mein Kalorien speicherndes Bindegewebe! Ich ignoriere dieses Angebot, gehe daran vorüber und folge von nun an dem Lauf des Quarmbaches. Der plätschert an der Lessinghöhle, einem ehemaligen Stollen, vorbei und auch an einem Wasserrad, hinter dem ein weiterer See das Wasser staut, ehe es über das rotierende Holzrad stürzt. So viel Natur zum Verwöhnen gleich zu Beginn, hatte ich nicht erwartet. Meine Gedanken sind bei Lily, die am Bach sicher ihren Durst gestillt hätte. So hat sie es oft gemacht und in meinen Gedanken sehe ich, wie Lily am Ufer einen Schluck nimmt und dann neben mir, über Stock und Stein läuft, bis der Weg urplötzlich nach links abbiegt. Da hinauf muss ich jetzt, seit sieben Monaten ohne meine kleine Hundelady. Der Pfad ist steil, steinig, nass und eng. Davon war auf der Karte auch diesmal kein Hinweis zu lesen. Es nützt nichts, dies ist jetzt die einzige Möglichkeit, zum ersehnten Fels, dem Saalstein, zu gelangen. Der Trampelpfad zwängt sich durch Gebüsch, und manchmal auch hohes Unkraut, aufwärts. Auf der linken Seite geht es steil nach unten, zur rechten ebenso steil nach oben. Die Füße treten auf nasses und scharfkantiges Geröll, da ist Vorsicht geboten. Dann ein scharfer Knick, dem ein neues Teilstück, stetig am Hang aufwärts, folgt. Nach einer halben Stunde bin ich völlig durchgeschwitzt, schnaufe wie ein Dampfross und dann wird es richtig steil. Der knorrige Pfad windet sich zwischen Baumstämmen und am Abhang entlang die letzten einhundert Meter bis zum Felsgestein, das schon bald zu sehen ist. Die Sonne brennt jetzt gnadenlos, Schweiß rinnt den Rücken hinab. Dann endlich scheint es geschafft, ein kleines Felsplateau stützt meine brennenden Füße. Über ein Geländer hinaus weitet sich die Sicht auf die Berghänge gegenüber. Ich stehe auf der Felskanzel, dem unteren Teil des Anhaltinischen Saalsteins, einer Felsklippe südlich oberhalb von Bad Suderode. Der Blick schweift über das Kalte Tal, über die dicht bewaldeten Hänge, wo gegenüber die Preußischen Saalsteine zu sehen sein müssten. Doch ich kann sie nicht erkennen, zu dicht stehen die Bäume und verdecken alles unter ihrem Blätterdach. Also steige ich noch etwas weiter über Felsbrocken und dicke Wurzeln, noch einmal zehn Meter hinauf, zur Felsformation, dem Anhaltinischen Saalstein. Geschafft! Zu meinem Glück befindet sich hier eine rustikale Holzbank. Ein Paar räumt bereitwillig ihre Plätze und meine schlotternden Knochen nehmen die Ruhepositionen ein. Ein schönes Gefühl nach einer halben Stunde steilem Anstieg, in denen ich spüren und schmerzhaft fühlen durfte, wie lebendig mein Körper noch agiert. Früher hatte ich von diesem Glücksgefühl gehört, seit ich im Harz unterwegs bin, kann ich es selbst erleben. Vorsicht, es kann süchtig machen! Nachdem die Lungen wieder gelüftet sind und der Puls den richtigen Takt gefunden hat, bekommt der nächste Vordruck im Wanderheft einen Stempel: Nummer 186. Inzwischen sind zwei weitere Paare an ihrem Ziel angekommen und stempeln ebenfalls. Auch ein Mountainbiker holt sich den Stempelbeleg und stürzt sich dann mutig den steilen Pfad, auf dem ich mich gerade aufwärts gequält habe, abwärts Richtung Talsohle. Ob das mutig oder einfach nur Leichtsinn ist, vermag ich nicht zu beurteilen, aber es sieht schon eigenartig aus, wie schnell er entschwindet. Ich ziehe es vor, am Felsblock den Ausblick zu bewundern und die Schönheit dieses Flecken zu genießen. Einige Minuten wenigstens, ehe ich mich wieder aufmache, Lust auf Bewegung spüre und mich auf den Waldweg begebe, der nun langsam und allmählich, durch den Mischwald auf der Höhe, wieder zurück zum Ausgangsort führen soll - hoffe ich. Die Wanderung durch diesen, für den Harz nicht gerade typischen Mischwald, führt weiter auf einem „forstbotanischen Wanderweg“, vorbei an Kräutern und Sträuchern, Richtung Tal. Dabei passieren wir die ehemalige Grenze zwischen dem Herzogtum Anhalt und dem damaligen Königreich Preußen. Zwei unscheinbare Grenzsteine, versteckt am Wegesrand, markieren die alten hoheitlichen Besitzrechte, die in „Salbüchern“ festgeschrieben wurden. Daher auch der Name „Anhaltinische Saalsteine“, wie dieses Naturschutzgebiet genannt wird. Der Weg ist von tief ausgefahrenen Spurrennen gezeichnet, die von Forstfahrzeugen herrühren müssen, denke ich mir. Da zu laufen, hat mit Vergnügen nichts zu tun. Endlich bin ich an jenem Kreuzweg angelangt, der mir von unserer Wanderung zum Preußenturm in Erinnerung ist. Hier treffen sich gleich mehrere Wanderwege und eine Bank läd zum Verweilen ein. Uns zieht es allerdings auf einem anderen Weg weiter abwärts, durch Mischwald dem „Felsenkeller“ und dem Parkplatz entgegen. Mein Körpergerüst signalisiert deutliche Zeichen von Verkrampfung und „Rücken“, was die letzten paar hundert Meter anstrengender, als den Aufstieg werden lässt. Jeder weitere Schritt ist schmerzhaft und die Sehnsucht nach Entspannung groß. Ich bin glücklich, als der idyllische kleine See erreicht ist, hinter dem sich der Parkplatz befindet. Als ich endlich im Fahrersitz, vom Schweiß klatschnass, klebe, bin ich dennoch innerlich stolz und zufrieden, diese drei Stunden in der Natur mit allen Sinnen genossen zu haben. Während die Räder auf der Piste rollen, reift im Kopf das nächste Vorhaben, den „Preußischen Saalstein“ auf der anderen Seite des Tales zu erwandern und zu erkunden. Nein, meinen ehemaligen Wohnort im Landreis Elbe-Elster vermisse ich nicht. Ich bin hier angekommen.