Ich bin der RockRentner im Harz
und berichte hier von meinen Entdeckungen, Wanderungen, Erlebnissen und Begegnungen im Harz.
Die Hüter der Kräuterwiese
15.03.2020
Oben
auf
den
Bergen,
wo
die
dichten
Wälder
vom
Sonnenlicht
durchflutet
werden
und
die
Wolken
fast
zum
Greifen
nah
scheinen,
leben
Glöckchen
und
Tröpfchen
in
freundschaftlicher
Nachbarschaft.
Beide
Wichtelmädchen
bewohnen
gemeinsam
ein
Buckelhäuschen,
mit
einem
Dach
aus
Moos
und
Flechten,
zwischen
zwei
alten
Kiefern.
Wie
kleine
leuchtende
Punkte
haben
sich
sogar
Pilze
darauf
eingerichtet.
Wenn
sich
morgens
die
Pforte
öffnet,
begrüßt
Glöckchen
den
neuen
Tag
mit
einem
fröhlichen
„Hallo!“.
Heute
trägt
sie
ein
dunkelgrünes
Kleidchen,
das
sie
aus
zarten
Moosen
geflochten
hat.
Gleich
nebenan
erbaute
sich
Rinderich,
das
Wurzelmännchen,
schon
vor
vielen
Jahren
seine
Wohnhöhle
unter
einer
knorrigen
Wurzel
in
das
Erdreich.
Manchmal,
wenn
der
Wind
am
Wipfel
der
hohen
Kiefer
rüttelt
und
zerrt,
fühlt
er
sich
in
wie
einer
Schaukel,
weil
sich
die
starke
Wurzel
fest
in
den
Boden
krallt,
um
den
stolzen
Stamm
aufrecht
zu
halten.
Die
Tür
zur
Höhle
knarrt
dann
in
tiefen
Tönen.
„Die
Wurzel
stöhnt“,
sagt
Glöckchen
oft,
weil
sie
mit
dem
Holz
der
alten
Kiefer
gut
fühlen
kann,
worauf
Tröpfchen
meint:
„Nein,
sie
singt
mit
dem
Wind
ein
Lied.“
Es
hört
sich
manchmal
beinahe
so
an,
als
würde
eine
Melodie
erklingen
und
bei
Sturm
ein
Chorkonzert
aller
Bäume.
Den
kleinen
Waldbewohnern,
und
den
vielen
Tieren
hier,
macht
das
nichts
aus,
solange
kein
wilder
Orkan
daraus
wird,
dem
kaum
jemand standhalten kann.
Heute
ist
es
aber
windstill.
Rinderich
sitzt
vor
seiner
Höhle
mit
der
großen
Moospfeife
in
der
Hand.
Die
raucht
er
jeden
Morgen.
Als
er
damit
fertig
ist,
klopft
er
sie
an
der
Pforte
vom
Buckelhäuschen
aus.
So
macht
er
sich
bemerkbar.
„Ich
gehe
nachher
zur
großen
Waldlichtung,
um
Blütenblätter
für
Wintertee
zu
sammeln.
Wollt
ihr
beiden
mitkommen?“,
fragte
er
beiläufig.
Glöckchen
und
Tröpfchen
müssen
da
nicht
lange
überlegen,
denn
den
würzigen
Blütentee
trinken
sie
zur
Winterzeit
auch
sehr
gern:
„Einen
kleinen
Moment
nur,
wir
holen
noch
unser
Körbchen“,
schallt
es
aus
dem
Buckelhäuschen.
Kurz
darauf
öffnen
beide
die
Pforte:
„Guten
Morgen,
Nachbar,
wir
sind
soweit“,
plappern
sie
munter
drauflos, „das kann ein schöner Tag werden. Wir kommen gern mit dir, da muss niemand allein gehen.“
Die
Sonne
blickt
mit
ihren
Strahlen
zwischen
den
Bäumen
bis
auf
den
Waldboden
hinab.
Dort
windet
sich
ein
schmaler
Pfad
im
Moos,
schlängelt
sich
zwischen
den
Bäumen
nach
oben.
Schritt
für
Schritt
wandern
die
drei
höher
und
höher,
tiefer
und
tiefer
in
den
Wald
hinein,
der
großen
Lichtung
auf
der
Bergkuppe
entgegen.
Den
schmalen
Pfad
säumen
links
und
rechts
hohe
Gräser,
herrliche
Farne
und
dichte
Grasbüschel.
Manchmal
waten
sie
durch
ein
Rinnsal,
das
von
oben
sprudelt
oder
große
Steine
versperren
ihnen
den
Weg.
Sie
laufen
einfach
drum
herum.
Auf
der
anderen
Seite
setzen
sie
ihren
Aufstieg
fort.
Sie
werden
vom
Gesang
der
Vögel
begleitet,
die
ihnen,
auf
Zweigen
sitzend,
zuschauen.
Die
Natur
ringsum
strahlt
viel
Schönheit
aus,
weil
sie
wachsen
kann,
wie
sie
gern
möchte.
Dicht
an
dicht
steht
stolz
der
violette
Fingerhut
am
Wegesrand
und
den
rubinroten
Lerchenporn
sehen
sie
dort,
wo
Sonnenstrahlen
den
Waldboden
wärmen.
Alles
wächst
und
blüht
in
einer
großen
Gemeinschaft
und
so
soll
es
ja
auch
sein.
„Hey,
Ihr
beiden“,
ermahnt
Rinderich
die
zwei
übermütigen
Wichtelmädchen,
„macht
mal
etwas
langsamer!
Ich
bin
schon
ganz
und
gar
außer
Puste.“
Sowohl
Glöckchen
als
auch
Tröpfchen
bemerken
gar
nicht,
dass
sie
dem
alten
Wurzelmännchen
schon
sehr
weit
vorausgeeilt
sind,
während
sie
lachend
auf
die
Steine
springen
und
über
herab
gefallene
Äste
klettern.
Es
macht
ihnen
einfach
nur
Spaß, so unbeschwert herumzutollen.
Während
die
beiden
Wichtelmädchen
und
das
Wurzelmännchen
laufen
und
klettern,
bemerken
sie
ein
Geräusch,
das
langsam
näher
zu
kommen
scheint.
Ein
leises
Summen
dringt
zwischen
den
Stämmen
der
Kiefern
an
ihre
Ohren.
Als
sie
sich
umdrehen,
können
sie
erkennen,
wer
da
von
unten
angesummt
kommt.
„Hallo
Manja“,
rufen
sie
erfreut,
„möchtest
du
uns
bis
zur
Waldlichtung
begleiten?“
Die
Biene
Manja
ist
die
Cousine
der
Biene
Maja
und
lebt
auch
hier
im
Wald.
„Ich
bin
auf
dem
Flug
zur
Wiese,
um
Nachschub
für
meinen
Honig
zu
sammeln“,
ruft
sie
den
drei
Waldbewohnern
zu,
„darf
ich
mich
euch
anschließen?“
Dem
Wurzelmännchen
ist
es
recht
und
die
beiden
Wichtelmädchen
freuen
sich,
dass
sie
von
ihrer
Freundin
Manja
begleitet
werden.
Gemeinsam
macht
der
Ausflug
zur
Waldlichtung
viel
mehr
Spaß,
weil
man
gemeinsam mehr erleben und entdecken kann.
Schon
bald
stehen
die
Bäume
nicht
mehr
so
dicht,
die
Sonne
erreicht
mit
ihren
Strahlen
überall
den
Boden
und
es
duftet
irgendwie
anders,
frischer
als
im
Wald.
Es
sind
die
letzten
Schritte
zum
Waldrand
und
die
ersten
unter
einem
wunderschönen
blauen
Himmel.
Die
Freunde
haben
ihr
Ziel,
die
Lichtung,
erreicht.
Endlich!
„Lasst
uns
eine
kleine
Pause
einlegen“,
schlägt
Rinderich
den
drei
anderen
vor,
„ich
habe
Durst
und
möchte
etwas
trinken.“
Sagt
es,
holt
seine
Flasche
hervor
und
will
den
ersten
Schluck
nehmen,
doch
er
setzt
die
Flasche
wieder
ab
und
staunt:
„Was
ist
denn
hier
passiert?“,
flüstert
er
leise
vor
sich
hin
und
kann
es
gar
nicht
glauben,
was
er
sehen
muss.
Dort,
wo
vor
wenigen
Tagen
noch
ein
buntes
Blütenmeer
die
Augen
verwöhnte,
ist
keine
einzige
Blüte
mehr
zu
entdecken.
Das
Gras
ist
so
eigenartig
kurz,
jeder
einzelne
Halm
scheint
abgeschnitten.
Wo
vor
kurzem
noch
saftige
Grashalme
dicht
an
dicht
wucherten
und
die
Blumen
mit
ihren
Blüten
darüber
hinweg
ragten,
ist
jetzt
eine
grüne
Stoppelfläche
bis
zum
Waldrand
auf
der
anderen
Seite
zu
sehen.
Dazwischen
liegen
verstreut
trockene
Halme.
Was
für
eine
traurige
Überraschung!
Rinderich
setzt
sich,
säubert
die
Brillengläser
und
schaut
noch
einmal
genau
hin.
Es
ändert
nichts,
die
schöne
Wiese
ist
weg
und
tausende bunte Blumen gleich mit.
Glöckchen,
Tröpfchen
und
Manja
schütteln
ungläubig
mit
den
Köpfen.
Sie
stehen
wie
versteinert,
sie
staunen
und
betrachten
die
unwirkliche
Umgebung.
Manja
setzt
sich
mit
ihrem
Stachel
am
Hintern
auf
einen
kleinen
Hügel
und
kann
die
Tränen
nicht
mehr
halten.
„Wo
soll
ich
denn
nun
den
süßen
Nektar
sammeln,
den
ich
für
meinen
Honig
brauche“,
schluchzt
sie
laut,
räuspert
sich
und
dann
„und
wovon
sollen
die
anderen
Bienen
nun
leben?“
Dicke
Kullertränen
rollen
ihr
über
ihre
Wangen
und
die
beiden
Wichtelmädchen
stehen
neben
ihr,
finden
keine
Worte
und
versuchen,
sie
zu
trösten.
„Wer
macht
nur
so
etwas
Schlimmes?“,
fragt
schließlich
Tröpfchen
in
die
Stille
hinein
und
Glöckchen
antwortet
für
sich
selbst:
„Wir
alle
brauchen
doch
die
Gräser,
die
Blumen
und
ihre
bunten
Blüten.“
Es
ist
unwirklich
still,
nur
der
Wind
bläst
einen
leisen
traurigen
Hauch
über
das
leere
Gelände
auf
der
Waldlichtung,
die
nun
eigenartig
still
vor
ihnen
liegt.
In
diesen
Minuten
fühlen
sich
vier
kleine
Waldbewohner
sehr
hilflos.
Sie
können
nicht
begreifen,
wer
so
etwas
macht
und
warum.
Hier
oben
stand
das
ganze
Jahr
über
frisches,
saftiges
Gras
und
so
viele
bunte
Blumen
schmückten
die
Wiese,
die
dann
in
tausend
bunten
Farben
in
der
Sonne
leuchtete.
In
der
Luft
schwebten
ebenso
viele
feine
Düfte
und
deshalb
trafen
sich
hier
stets
die
Waldbewohner,
um
Blüten,
Nektar
und
Heilkräuter
zu
sammeln
und
zu
plaudern.
Die
Waldlichtung
ist
ein
lebendiger
Platz
ganz
nah
an
den
Wolken,
den
alle
lieben
und
brauchen.
Solche
Gedanken
und
noch
viel
mehr
wirbeln
gerade
im
Kopf
von
Rinderich
herum.
Er
versucht,
zu
sortieren
und
eine
Erklärung
für
das
Geschehen
zu
finden:
„Das
waren
sicher
die
Fremden“,
murmelt
er
vor
sich
hin,
„die
schon
vor
ewigen
Zeiten
den
Bergwald
verließen,
um
in
der
Ebene
zu
leben.
Sie
kommen
immer
wieder
und
nehmen
sich,
was
sie
brauchen.“
Dabei
nickte
das
greise
Wurzelmännchen,
um
seinen
Worten
Nachdruck
zu
verleihen.
Sie
sind
laut,
hinterlassen
Unordnung
und
fragen
keinen der Waldbewohner.
Rinderich
ist
traurig,
ein
wenig
wütend,
aber
das
kleine
Wurzelmännchen
hat
auch
eine
Idee.
„Wisst
ihr
was“,
sagt
er
nun
laut
in
die
Runde,
„da
wir
nun
einmal
hier
oben
sind,
sollten
wir
auch
schauen,
wo
doch
noch
Pflanzen
und
Kräuter
stehen.
Vielleicht
überall
am
Waldrand.“
„Oh
ja!“
ruft
Manja
laut,
fasst
ihren
kleinen
Eimer
am
Henkel
und
nickt
mit
ihrem
Köpfchen:
„Einer
gute
Idee,
ich
fliege
gleich
ein
paar
Runden.“
Auch
die
beiden
Wichtelmädchen
schnappen
sich
ihre
Körbchen
und
laufen
los,
am
Waldrand
entlang,
rund
um
die
Wiese
herum.
Rinderich
begibt
sich
ebenfalls
auf
die
Suche
nach
den
heilenden
Blättern,
aber
ihm
gefällt
es,
in
die
entgegen
gesetzte
Richtung
zu
laufen,
um
die
beiden
Wichtelmädchen vielleicht auf der anderen Seite der Wiese zu treffen, sie dort zu überraschen.
Als
sich
die
Sonne
später
den
Baumwipfeln
entgegen
neigt
und
den
Himmel
in
rosarotes
Abendlicht
taucht,
sind
alle
vier
wieder
am
Wiesenrand
beisammen.
Stolz
zeigen
sie
sich,
was
sie
alles
gefunden
und
eingesammelt
haben.
Der
Eimer
mit
Nektar
ist
gut
gefüllt
und
in
den
Körbchen
der
Mädchen
sind
viele
duftende
Blütenblätter
und
seltene
Heilkräuter
gelandet.
„Ein
Glück“,
sagt
Rinderich,
„dass
uns
die
Zuversicht
nicht
verlassen
hat,
wir
nicht
aufgeben
wollten
und
nun
gemeinsam
Erfolg
haben.“
Die
vier
Freunde
beschließen,
den
anderen
Waldbewohnern
von
ihrem
Erlebnis
zu
erzählen
und
Manja
ergänzt:
„Wir
sollten
jetzt
viel
öfter
hierher
kommen
und
Freunde
mitnehmen.
Wir
sollten
diese
Wiese
und
den
ganzen
Wald
besser
pflegen,
ihn
schützen
und
wenn
gewünscht,
Fremden
zeigen,
wie
all
die
Pflanzen
richtig
und
klug
genutzt
werden
können.“
Mit
diesem
gemeinsamen
Versprechen
begeben
sich
die
vier
Freunde
auf
den
Heimweg.
Am
nächsten
Tag
wollen
sie
zeitig
losziehen
und
ihre
Freunde
bitten,
auf
ihre
Waldheimat
in
Zukunft
gut
aufzupassen
und sie zu schützen.
Abends
zu
Hause
trinken
alle
noch
eine
Tasse
vom
frischen
Blütentee,
ehe
sie
schlafen
gehen.
Nachts
auf
ihrem
Mooslager
träumen
sie
von
einer
bunten
Sommerwiese
hoch
oben
auf
der
großen
Lichtung.
Sie
träumen
von
vielen
Waldbewohnern,
die
gemeinsam
auf
die
seltenen
Pflanzen
achten,
denn
als
große
Gemeinschaft
können
sie
mehr
erreichen,
als
jeder
für
sich
allein.
Sie
wollen
ihren
Wald,
die
Wiesen
und
die
vielen
schönen
Blumen
schützen
sowie
viel
Freude daran haben …
…
und
wenn
Glöckchen,
Tröpfchen,
Manja,
Rinderich
und
all
die
anderen
nicht
gerade
zu
Hause
sind,
dann
findet
man
sie
bestimmt
auf
ihrer
Wiese,
wo
sie
sich
an
der
bunten
Blütenpracht
erfreuen
und
ein
fröhliches
Fest
feiern.
Wenn
auch
Du den Wald achtest, kannst Du diese Wiese vielleicht finden.
Fortsetzung:
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