Zu Besuch beim Krabat
10.06.2012
Kennst
Du
die
alte
Sage
vom
sorbischen
Müllerburschen
KRABAT,
der
wider
Willen
ein
Zauberlehrling
werden
musste?
Ja,
und
Du
weißt
auch,
wo
er
gelebt
hat
und
die
Zauberkünste
erlernte?
Richtig,
das
war
in
einem
kleinen
Nest
namens
Koselbruch
bei
Schwarzkollm
und
dieses
Dorf
liegt
in
der
Nähe
von
Hoyerswerda.
Heute
noch
gehört
dies
zum
Sorbischen
Gebiet
der
Lausitz,
wo
zweihundert
Jahre
nach
dem
„Wendischen
Faust“
ein
blonder
Jüngling
namens
Gundi
eigene
Lieder
singen
würde,
die
KRABAT
sicher
gefallen
hätten,
wären
sie
ihm
zu
Ohren
gekommen.
Die
alte
Mühle,
die
eigentlich
eine
Schule
der
schwarzen
Magie
war,
steht
heute
nicht
mehr,
aber
es
gibt
einen
Fleck
bei
Schwarzkollm,
da
hätte
sie
stehen
können.
Deshalb
machte
ich
mich
eines
Tages,
vor
einigen
Jahren,
auf
die
Socken,
um
zu
sehen,
wie
dieser
magische
Ort
denn
heutzutage
aussehen
mag.
Eine
Reise
dorthin
würde
sicher
sehr
nützlich
sein,
dachte
ich
mir,
und
so
manches
bisher
Unbekannte
zu
sehen
bereit
halten.
Vielleicht
hat
man
auf
dem
Gipfel
eines
Dreitausenders
gestanden
oder
in
den
Wellen
des
großen
Atlantiks
gebadet,
aber
man
hätte
am
Ende
nicht
einmal
gesehen,
was
es
in
der Nähe alles zu entdecken gibt. Das will ich unbedingt vermeiden.
Hinter
dem
Ortsausgangsschild
von
Lauta
biege
ich
nach
rechts
von
der
B
96
ab.
Hinter
der
Schranke
beginnt
der
kleine
Ort
Schwarzkollm.
Am
dessen
Ortsende
wartet
ein
Schild
-
„Zur
Krabatmühle“,
das
nach
links
zeigt.
Man
fährt
über
wenige
hundert
Meter
Feldweg,
gelangt
an
einen
Parkplatz.
Dort
ist
in
ein
Holzbrett
der
Schriftzug
„Krabatmühle“
eingeritzt.
Vor
dem
Eingang
empfängt
uns
ein
„Turm“
aus
blühenden
Stiefmütterchen.
Wir
gehen
durch
einen
Torbogen
und
finden
uns
in
einer
anderen,
längst
vergangenen
Welt
und
Zeit
wieder.
Mein
Blick
schweift
über
einen
weiträumigen
Innenhof,
der
von
verschiedenen
Gebäuden
umsäumt
wird.
In
der
Mitte
stehen
überall
rustikale
Holzbänke
und
Tische.
Im
großen
Haupthaus,
das
ich
jetzt
von
der
anderen
Seite
sehen
kann,
befindet
sich
eine
offene
Tür.
Aus
der
duftet
es
nach
frischem
Kaffee,
nach
Bockwurst
und
anderen
Verführungen.
Minuten
später
sitzen
wir
an
einem
der
Tische
und
genießen
eine
kleine
Auswahl
dieser
Köstlichkeiten.
Wenig
später
fährt
ein
kleines
Kutschgespann
mit
zwei
Pferden
auf
den
Hof.
Jetzt
ist
die
Illusion
beinahe
perfekt,
denn
der
Kutscher,
der
von
seinem
Bock
steigt,
hat
irgendwie
Ähnlichkeit
mit
einem,
den
man
sich
als
den
Zauberer
und
Müller
gleichermaßen
vorstellen
könnte.
Die
Abenteuerreise
in
die
Sagenwelt der Sorben kann starten.
Die
Neugier
treibt
mich
nun
in
das
Gebäude,
welches
die
eigentliche
Mühle
ist.
Zu
erkennen
ist
sie
an
dem
riesigen
Mühlrad
und
der
Rinne
auf
Stelzen,
die
hoch
oben
das
Wasser
zum
Rad
bringt.
Drinnen
ist
irgendwann
mal
die
Zeit
stehen
geblieben,
so
echt
und
lebendig
sieht
das
alles
aus.
Zwischen
alten
Balken
läuft
man
an
historischen
Gerätschaften,
Trichtern,
einem
hölzernen
Zahnrad,
Pressen
und
den
Schränken
vorüber.
Man
klettert
steile
Stiegen
aufwärts,
dem
Zwielicht
entgegen,
und
staunt,
was
es
überall
zu
sehen
und
entdecken
gibt.
Ein
Blick
aus
dem
kleinen
Fenster
lässt
einen
diese
Rinne
für
das
Wasser
aus
einer
ganz
anderen
Perspektive
erkennen.
An
deren
Beginn
steht
ein
großes
Windrad,
mit
dem
das
Wasser
aus
einem
tiefen
Brunnen
nach
oben
gefördert
wird.
Das
ist
sehr
beeindruckend,
erst
recht,
wenn
man
bedenkt,
dass
hinter
all
diesem
Wunderwerk
sehr
viel
ehrenamtliches
Engagement
in
der
Neuzeit,
statt alter Zauber, steckt.
Über
den
Boden,
vom
dem
aus
man
diesen
herrlichen
Blick
hat,
führt
ein
schmaler
Holzsteg
vorbei
an
breiten
Riemen,
die
verschiedene
Geräte
antreiben
und
man
entdeckt
außerdem
eine
weitere,
noch
schmalere
Stiege,
die
nach
oben
unter
das
Dach
führt,
wo
man
ein
grobes
Bettgestell
im
Halbdunkel
sehen
kann.
Aha,
denke
ich,
hier
also
hat
KRABAT
gepennt.
Die
kleine
Kämmenade
unter
dem
Dach
sieht
zwar
sehr
romantisch
aus,
schlafen
möchte
ich
hier
oben,
wo
die
Winde
am
Holz
vorüber
wehen
und
die
Mühlgeräusche
zu
hören
sind,
trotzdem
nicht.
Beim
genaueren
Hinsehen
relativiert
sich
diese
Romantik
wieder
und
ich
ahne,
warum
dieser
Ort
„Schwarze
Mühle“
genannt
wird.
Schnell
die
andere
Stiege
wieder
nach
unten,
an
einer
alten
Metallwaage,
an
Körben
und
einer
Droschke
vorbei,
ins
Licht
des
Tages.
Dabei
wäre
ich
beinahe
über
ein
altes
hölzernes
Schaukelpferd
gestolpert,
das
vor
dem
historischen
Gefährt
steht.
Jetzt
nur nicht irgendwo dem KRABAT vor die Füße fallen! Der hätte gut Lachen, mich so zu sehen.
Hinter
dem
Mühlgebäude
dehnt
sich
der
dunkle
Wald
von
Schwarzkollm
und
wenn
man
weiter
läuft,
findet
man
den
Beginn
eines
Pfades
dort
hinein,
einen
Erlebnispfad.
Ob
den
der
junge
KRABAT
auch
gelaufen
ist?
Das
zu
entdecken,
führen
mich
meine
Füße
weiter,
eine
Wiese
entlang
sowie
an
einem
Torfstich
vorbei
hin
zum
Wald.
In
einem
Sumpf
am
Wege
kann
man
noch
die
Deichsel
und
ein
Rad
einer
versunkenen
Kutsche
entdecken,
ehe
sich
die
Bäume
immer
dichter
an
den
Holzpfad
schmiegen.
Das
sieht
wieder
nach
wilder
Romantik
aus.
Im
Dunkel
hier
entlang
zu
laufen,
möchte
ich
mir
lieber
nicht
vorstellen
und
KRABAT
hätte
sicher
auch
ein
Frösteln
im
Genick
gespürt,
als
er
plötzlich
vor
den
drei
schwarzen
Holzkreuzen,
mit
den
Gräbern
davor,
stand.
Da
wird
einem
unheimlich,
wenn
sich
die
hohen
Baumstämme
unhörbar
zu
einem
herunter
neigen
und
dich
zu
fesseln
scheinen.
Die
kleine
Lily
sieht
mich
von
unten
an
und
ich
habe
so
ein
Gefühl,
sie
würde
auch
gern
wieder
hier
weg.
Na
dann
schnell
hoch
mit
der
Kleinen,
unter
den
Arm
und
los.
Einem
anderen
Hundchen
muss
es
wohl
ähnlich
ergangen
sein.
Es
ist
schon
ein
komisches
Bild,
wie
die
beiden
„Mägde“
mit
ihren
Hunden
unter
dem
Arm
sich
im
tiefen
dunklen
Wald
begegnen.
Das
passiert
einem
wirklich
nur
beim
KRABAT, denke ich.
Wieder
zurück
auf
dem
Mühlenhof
und
den
dunklen
Wald
hinter
mir,
steht
ein
weiteres
Pferdegespann
dort.
Hier
herrscht
inzwischen
rege
Betriebsamkeit,
so
als
ob
gerade
jemand
das
Getreide
zum
Mahlen
hierher
gebracht
hätte.
Die
Parallelen
sind
nicht
zu
übersehen,
nur
dass
inzwischen
eine
andere
Zeit
hier
den
Rhythmus
schlägt,
aber
immer
noch
nicht
die
Moderne,
wie
ich
an
einem
abgestellten
kleinen
gelben
Auto
aus
dem
vergangenen
Jahrhundert
merke.
Das
sieht
wenigstens
noch
wie
ein
Auto
aus!
Der
Motor
röhrt
auch
so
und
es
verbreitet
einen
angenehmen
Hauch
von
Nostalgie
inmitten
von
viel
mittelalterlichem
Flair.
In
diesem
Moment
treffen
mindestens
drei
ganz
unterschiedliche
technische
Epochen
aufeinander
und
ich
bin
mir
gar
nicht
sicher,
ob
ich
vielleicht
der
Einzige
bin,
der
das
gerade
bemerkt: Droschkengespann, Wassermühle, Pferdewagen, Automobil, Fahrräder und die Besucher.
Da
sitzen
die
Schüler
in
ihren
hochmodernen
Schulräumen
herum,
haben
Handy
und
i-Phone
in
ihren
Taschen,
werden
angehalten,
in
Geschichtsbüchern
zu
lesen.
Nur
wenige
Kilometer
entfernt
könnten
sie
Geschichte
greifbar
erleben!
Ich
denke
an
meine
vielen
Klassenfahrten
mit
dem
„sozialistischen
Bildungsauftrag“
und
frage
mich,
ob
es
heute
nicht
manchem
Schüler
auch
Freude
machen
und
seine
Neugier
befriedigen
würde,
wenn
er
Geschichte
zum
Anfassen
erfühlen
und,
im
wortwörtlichen
Sinne,
begreifen
könnte.
Es
müsste
sicher
ein
anderer
„Bildungsauftrag“
her,
aber
das
würde
wahrscheinlich
KRABAT
und
seine
alte
Mühle
nicht
weiter
stören,
denke
ich
mir.
Es
ist
zwar
Sonntag,
also
Freizeit,
und dennoch sehe ich hier niemanden, den ich als Jugendlichen erkennen würde. Schade eigentlich.
Am
Ende
stehe
ich
oben
auf
der
Palisade
des
Hauptgebäudes,
kann
das
Miteinander
der
Stile
und
der
Epochen
mit
einem
Blick
erfassen.
Es
ist
beinahe
so,
als
würde
man
den
Atem
der
Geschichte
spüren
können,
der
einem
in
das
Gesicht
weht.
Doch
hier
auf
dem
offenen
Gang
ist
das
wohl
eher
der
Wind,
der
über
den
Wald
geweht
kommt.
Hinunter
muss
man
durch
eine
Gesindekammer,
man
muss
eine
weitere
steile
und
dunkle
Stiege
überwinden
und
durch
eine
enge
Wohnstube
wieder
den
Hof
finden.
Der
füllt
sich
jetzt
am
Nachmittag
immer
mehr
mit
Besuchern.
Während
viele
nach
innen
auf
den
Hof
strömen,
lasse
ich
das
bunte
Treiben
sowie
den
Hauch
einer
anderen
Zeit
wieder
hinter
mir.
Vorbei
an
einer
mit
blühenden
Blumen
gefüllten
Schubkarre
gehe
ich
wieder
hinaus,
wo
das
heutige
Leben
auf
dem
Parkplatz
wartet.
Hinter
mir
bleibt
der
Gebäudekomplex
mit
den
Raben
auf
den
Dächern,
mit
den
Blumen,
dem
leer
stehenden alten Wagen und dem Schild darauf: Dajce so zakuzlac - lassen Sie sich verzaubern!
Ich bin der RockRentner im Harz
und berichte hier von meinen Entdeckungen, Wanderungen, Erlebnissen und Begegnungen im Harz.