Ich bin der RockRentner im Harz
und berichte hier von meinen Entdeckungen, Wanderungen, Erlebnissen und Begegnungen im Harz.
Ein Himmelsgleiter im Wind
08.11.2020
Im
dichten
Unterholz
des
Waldes,
nahe
der
großen
Wiese,
steht
Schorsch,
der
Hirsch.
Hier
kann
ihn
kaum
jemand
entdecken,
aber
er
sieht
alles,
was
auf
der
Wiese
geschieht.
Im
Herbst
ist
das
wichtig,
denn
er
muss
aufpassen,
dass
alle
in
seiner
Familie
genug
fressen,
ehe
der
Winter
mit
Kälte
und
viel
Schnee
den
Wald
in
Starre
versetzt.
Dann
wird
es
schwierig,
frisches
Grün
zu
finden
und
den
Hunger
zu
stillen.
Der
große
kräftige
Hirsch
passt
auf,
dass
niemand
beim
Fressen gestört wird, als ein leises Knacken zu vernehmen ist.
Schorsch
spitzt
die
Ohren,
wendet
seinen
Kopf
und
lauscht.
Da,
noch
einmal.
Er
dreht
sich
langsam
um
und
dann
ziert
ein
Schmunzeln
sein
Gesicht:
„Na
sage
mal,
Spuhsi,
was
machst
du
denn
hier
im
Unterholz?“
Der
kleine
Waldkobold
blickt
auf
und
stutzt:
„Ho-Holz,
A-Ast,
suche
Ast
ich,
geschreckt
du
mich
hast“,
stottert
der
Kleine
durcheinander,
„einen
kleinen
Ast
hier
ich
suche.“
Der
mächtige
Hirsch
und
der
Winzling
Spuhsi
stehen
sich
verdattert
im
dichten
Wald
gegenüber.
„Was
willst
du
denn
mit
einem
kleinen
Ast
anfangen“,
staunt
nun
der
Hirsch,
„kannst
du
mir
das
bitte
sagen?“
Der
Waldkobold
druckst
noch
eine
Weile
und
dann
erzählt
er
dem
Hirsch,
dass
im
Wald
so
ein
Fliege-Ding
lag,
das
mit
Wind
in
die
Luft
steigen
kann.
„Das
ich
an
Leine
halte
fest,
wenn
fliegt
es“,
quasselt
Spuhsi
drauflos,
„und
Stock
mit
Loch
brauche
für
Leine
ich.
Suche
Ast
ich
für
Stock,
so.“
Jetzt
versteht
Schorsch,
was
den
kleinen
Waldkobold
treibt,
denn
so
ein
Fliege-Ding
hatte
er
auch
schon
aus
der
Ferne
am
Himmel
gesehen.
„Himmelsgleiter
gefunden
ich
habe“,
nickt
Spuhsi,
„soll
fliegen
bald,
wenn
pustet
Wind.
Mit
Freunden
viel
Spaß
haben
wir.“
Da
besinnt
sich
Schorsch,
der
Hirsch,
seines
mächtigen
Geweihs
und
bricht
damit
von
den
dicken
Baumstämmen
einige
starke
Äste,
die
zu
Boden
fallen:
„Da
ist
sicher
ein
richtiger
Stock
für
dich
und
deinen
Himmelssegler
dabei,
Schau’
mal.“
Spuhsi
sieht
den
kleinen
Haufen
zu
seinen
Füßen,
bückt
sich
und
sortiert
schließlich
ein
Stöckchen
aus,
das
ihm
gefällt.
Dann
bedankt
er
sich
beim
stolzen
Hirsch
und
verschwindet,
mit
seinem
Stöckchen
in
der
Hand,
im
Wald.
Schorsch
aber
widmet
sich
wieder
seiner Aufgabe, der Familie Aufmerksamkeit zu schenken.
Der
kleine
Waldkobold
läuft
da
schon
längst
wieder
auf
dem
sich
windenden
Pfad
zwischen
den
hohen
Stämmen
weiter.
Bald
kann
er
ein
ihm
gut
bekanntes
Geräusch
hören:
„Hallo,
hallo“,
ruft
er
laut
in
die
dicht
stehenden
Bäume
hinein,
„hallo
Klopfkopf,
hörst
mich
du?“
Spuhsi
lauscht,
hört
aber
nun
nichts
mehr.
Doch
dann
ein
leises
Flattern
im
Geäst
und
jemand
fragt:
„Suchst
du
mich
eventuell,
zack,
zack,
kleiner
Kobold?“
Erleichtert,
den
Buntspecht
endlich
gefunden
zu
haben:
„Ja,
ja,
dich
ich
suche,
mein
Spechtklopf,
du.
Kannst
mir
helfen
mal
bitte?“
Mit
den
Flügeln
flatternd,
schwingt
sich
der
bunte
Vogel
zwischen
all
den
Bäumen
hindurch
zum
Boden,
wo
Spuhsi
ihn
erwartet:
„Gern
zu
Diensten,
du
kleiner Wicht, womit kann ich dir eine Freude bereiten?“
Spuhsi
holt
tief
Luft,
zeigt
das
kleine
Stöckchen
und
beginnt,
heftig
zu
plappern,
schnell
und
vor
lauter
Aufregung
alles
durcheinander.
„Na
mal
hopsa,
zack,
zack,
und
alles
noch
einmal
von
vorn.
Aber
jetzt
langsam“,
unterbricht
Specht
Klopfkopf
den
kleinen
Kobold.
Der
atmet
tief
durch
und
beschreibt
dann
sein
Anliegen,
einen
Himmelsgleiter
aufsteigen
zu
lassen:
„Du
hackst
in
die
Stange
ein
Loch
mir,
dann
mein
Segler
hält
eine
Schnur
für
hoch
am
Himmel
tanzen.
Kannst
das
du?“
Der
Specht
sieht
sich
das
Holz
an,
prüft
es
mit
seinem
Schnabel
und
antwortet:
“Klar,
zack,
zack,
keine
Frage.
Soll
ich?“
Ohne
den
kleinen
Kerl
noch
weiter
zu
fragen,
nimmt
der
Specht
nun
das
Stöckchen,
legt
es
auf
den
Boden,
hält
es
mit
seinen
Krallen
fest
und
beginnt,
genau
in
der
Mitte
ein
kleines
Loch
zu
hacken.
Die
Späne
fliegen
und
ehe
Spuhsi
alles
genau
begreifen
kann,
hat
der
Specht
die
Aufgabe
schon
erledigt:
„Zack,
zack,
fertig
gehakt
und
Loch
drin.“
Stolz
betrachtet
Klopfkopf
sein
Werk,
Spuhsi
staunt
und
bedankt
sich:
„Gucken
werden
Freunde,
wenn
zeige
ich
Strick
und
Stock
für
den
Himmelssegler.“
Der
Specht
ist
schon
wieder
im
dichten
Geäst
verschwunden
und
ruft
ihm
zu:
„Alles
gut,
kleiner
Wicht,
zu
jeder
Zeit
wieder.“
Der
Waldkobold
aber
wendet
die
Schritte
zum
Baumhaus,
wo
das
Flugspielzeug
darauf
wartet,
mit
einer
Schnur
und
dem
Stock
zum
Halten
versehen
zu
werden.
Mit
jedem
Schritt
bleibt
das
Klopfen
des
Spechts
im
Wald
hinter
ihm
weiter
zurück,
es
wird
leiser
und
schon
bald
ist
es
nicht
mehr
zu
hören.
Es
ist
still
in
der
Abenddämmerung,
nur
seine
eigenen
Schritte
kann
der
kleine
Kobold
noch
hören.
Morgen
wird
er
mit
dem
Himmelsgleiter zum Wurzelberg gehen, wo seine Freunde wohnen.
Am
nächsten
Tag
bläst
ein
fröhlicher
Herbstwind
über
die
Berge.
Er
streicht
über
die
Baumspitzen
und
schaukelt
sie
hin
und
her.
Geschützt
von
mächtigen
Baumstämmen
sowie
buckeliger
Wurzelhügeln
am
Berghang,
sitzen
Glöckchen
und
Tröpfchen,
die
zwei
Wichtelmädchen,
vor
ihrem
Buckelhäuschen,
wo
sie
den
farbenfrohen
Herbstwald
genießen.
Sie
beobachten
den
tanzenden
Blätterreigen,
der
von
den
Laubbäumen
herab
gleitet
und
vom
Wind
wieder
hinweg
gepustet
wird,
bis
ein
nächster
Schwung
der
Blättern
das
Spiel
im
Wind
wiederholt.
Die
Luft
scheint
von
tausenden
Lichtpunkten
zu
flimmern
und
so
bemerken
beide
den
kleinen
Waldkobold
nicht
gleich,
der
sich
mit
schweren
Schritten
diesen Hang hinauf quält.
„Hallo
Spuhsi,
kommst
du
uns
besuchen?“,
schallt
es
dem
keuchenden
kleinen
Kobold
entgegen,
„was
hast
du
uns
da
mitgebracht?“,
schiebt
Tröpfchen
eine
zweite
Frage
hinterher,
„du
bist
ja
völlig
außer
Puste.“
Als
Spuhsi
die
beiden
erreicht
hat,
muss
er
sich
erst
einmal
neben
sie
auf
die
Bank
setzen
und
verschnaufen.
„Herz
tolle
puppert“,
flüstert
er
und
japst
nach
Luft,
„und
Himmelsgleiter
ich
mitbringen
euch
muss.
Ausprobieren
wir
auf
der
Wiese.“
Tröpfchen
und
Glöckchen
sehen
sich
erst
in
die
Augen,
dann
auf
das
Ding,
das
der
kleine
Kobold
mitgebracht
hat.
Beide
sind
neugierig
und
möchten
gern
wissen,
was
das
zu
bedeuten
hat.
Spuhsi
erzählt
ihnen,
wo
er
den
Himmelsgleiter
fand,
wie
ihm
Schorsch,
der
Hirsch,
beim
Holz
finden
half
sowie
Specht
Klopfkopf
den
Stock
durchlöcherte
und
dass
er
nun
auf
der
Wiese
versuchen
möchte,
das
Fliege-Ding
in
den
Himmel
hinauf
steigen
zu
lassen.
Sodann
erklärt
er,
wie
er
sich
das
Himmelspiel
vorstellt.
„Also
halte
den
Stab
mit
der
Leine
ich
fest“,
schlägt
er
den
zwei
Wichtelmädchen
vor,
„und
ihr
den
Himmelsgleiter
in
den
Wind
haltet.
Dann
Wind
pustet,
loslassen
und
schwups,
zum
Himmel
hoch
fliegt
es.“
Die
Idee
gefällt auch den beiden und deshalb beschließen sie, gemeinsam zur Wiese zu gehen.
Dort
angekommen,
legen
sie
das
seltsame
Flugding
zunächst
ins
Gras.
Sie
knüpfen
eine
langen
Leine
daran
und
verbinden
es
mit
dem
Stab,
der
ein
Loch
hat.
Die
drei
kleinen
Wesen
laufen
geschäftig
hin
und
her,
bis
sie
denken,
alles
richtig
zugeordnet
zu
haben.
Der
Wind
weht,
die
Baumwipfel
bewegen
sich
und
keine
Wolke
ist
zu
sehen.
Spuhsi
nimmt
den
Stab
mit
der
Leine
fest
in
beide
Hände
und
ruft
den
Wichtelmädchen
zu:
„Lassen
los,
nun,
lass’
ihn!“
Die
halten
den
Himmelsgleiter
hoch
in
den
Wind,
doch
sie
sind
zu
klein,
das
Flug-Ding
zu
groß
und
der
Wind
kann
es
nicht
erfassen.
Sie
probieren
es
wieder
und
wieder,
aber
der
Start
will
einfach
nicht
gelingen.
Erschöpft
setzen
sich
die
drei
Winzlinge
ins
Gras:
„Das
nicht
so
geht
nicht“,
säuft
Spuhsi
traurig,
„und
neue
Idee
habe
auch
nicht
ich.“
Schon
wollen
sie
aufgeben, als sie einen Schrei hören. Hoch über der Wiese zieht der Rotmilan seine weiten Kreise im Wind.
Als
die
drei
Freunde
den
Vogel
erblicken,
beginnen
sie,
zu
rufen
und
zu
winken.
Der
Vogel
mit
seinen
mächtigen
Schwingen
könnte
ihnen
helfen,
hoffen
sie.
Als
dieser
zu
einem
steilen
Gleitflug
ansetzt,
ist
der
Jubel
auf
der
Wiese
groß.
Wenig
später
landet
der
Rotmilan
im
Gras:
„Was
treibt
ihr
denn
hier?“,
wundert
er
sich,
„es
ist
doch
ziemlich
windig
auf
den
Höhen.“
„Aber
genau
deswegen
sind
wir
ja
hier“,
erklärt
Tröpfchen
dem
fliegenden
Freund,
„wir
wollen
den
Himmelsgleiter
steigen
lassen,
den
Spuhsi
gefunden
hat.“
Der
kleine
Kobold
nickt
heftig
und
ergänzt
dann:
„Zu
klein
wir
sind
und
Himmelsgleiter
zu
groß
auch.“
Der
Rotmilan
sieht
sich
das
alles
genau
an,
läuft
an
der
Leine
entlang
zu
dem
Ding
und
schüttelt
sich:
„Das
ist
ein
Drachen.
Die
Menschen
haben
ihn
gebaut
und
sicher
irgendwo
vergessen.
Aber
ich
habe
eine
Idee.“
Dann
erklärt
der
Rotmilan,
dass
er
den
Himmelsgleiter,
der
nun
Drachen
heißt,
in
die
Krallen
nehmen
und
mit
ihm
in
die
Höhe
fliegen
wird,
wo
der
Wind
kräftig
bläst:
„Ihr
müsst
nur
diesen
Stock
mit
der
Leine
ganz,
ganz
fest
halten,
sonst
fliegt
Euch
der
Drachen
davon
und
ihr
findet
ihn
nie
mehr
wieder.
Die
drei
nicken
und
dann beginnt das Spiel von vorn.
Spuhsi,
Glöckchen
und
Tröpfchen
halten
den
Stock
fest
und
dadurch
auch
die
Verbindung
zum
Himmelsgleiter.
Der
Rotmilan
fasst
den
Drachen
mit
seinen
Krallen
und
steigt
auf.
Zunächst
vorsichtig
und
in
kleinen
Kreisen,
doch
langsam
immer
höher.
Dann
endlich
lässt
er
den
Drachen
los
und
der
Rotmilan
schwingt
sich
seitlich
davon.
Sofort
steigt
der
Drachen,
er
steigt
und
steigt
im
Wind.
Die
Schnur
in
den
Händen
der
drei
Winzlinge
strafft
sich
und
schließlich
steht
der
Himmelsgleiter
stolz
und
ruhig
im
Wind,
wo
er
einen
eleganten
Reigen
über
den
Baumwipfeln
zu
tanzen
scheint.
Unten
halten
drei
kleine
Freunde
die
Schnur
zum
Drachen.
Sie
freuen
sich,
sie
lachen
und
erleben,
wie
der
Drachen
mal
hoch
steigt,
wieder
herab
segelt
oder
zur
Seite
tanzt.
Je
höher
er
über
die
Baumwipfel
steigt,
desto
mehr
zieht
und
zerrt
er
an
der
Schnur
mit
dem
Hölzchen
in
den
Händen
der
drei
Freunde.
Am
liebsten
würden
sie
das
Spiel
bis
zum
Abend
genießen,
aber
allmählich
werden
ihnen
die
Arme
müde,
so
dass
sie
den
Segler
hoch
am
Himmel
kaum
noch
halten
können.
Deshalb
beginnen
sie
bald,
die
Schnur
langsam
wieder
auf
das
Stöckchen
zu
rollen.
Danach
treten
alle
den
Heimweg zurück zum Mooshügelhäuschen an, wo sie das große Spielzeug sicher im Dickicht verstauen.
Wenn
es
in
den
kommenden
Tagen
noch
einmal
kräftig
wehen
sollte,
wollen
sie
dieses
Himmelsgleiten
mit
dem
Drachen
wieder
probieren.
Mit
diesem
Versprechen
verabschiedet
sich
Spuhsi
von
den
beiden
Wichtelmädchen.
Er
muss
sich
jetzt
sputen,
denn
schon
bald
wird
es
dunkel
im
dichten
Wald
sein
und
dann
verlassen
die
Träume
wieder
das
Unterholz.
Der
kleine
Kobold
freut
sich
schon
darauf,
so
einem
zu
begegnen,
um
sich
dann
auf
einen
Himmelsgleiter
zu
träumen und mit ihm über die Baumwipfel der Wälder zu segeln.